

Nato-Gipfel in Den Haag: Geschlossenheit und ein Rest Zweifel
Vor Beginn des Nato-Gipfels in Den Haag haben die Bündnispartner sich angesichts der Bedrohung durch Russland um Geschlossenheit bemüht. Nato-Generalsekretär Mark Rutte hob bei einer Veranstaltung im Vorfeld des Gipfels am Dienstag das "vollkommene Bekenntnis" von US-Präsident Donald Trump zur Nato hervor. Trump selbst sagte, er erwarte einen "erfolreichen" Gipfel, streute aber gleichzeitig erneut Zweifel an der Bereitschaft der USA, ihre Nato-Partner im Falle eines Angriffs zu verteidigen.
Der Nato-Gipfel beginnt am Dienstagabend mit einem Empfang des niederländischen Königspaars im Schloss Huis ten Bosch für die Staats- und Regierungschefs, zu dem auch Trump und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erwartet werden.
Die Nato-Partner hatten sich im Vorfeld des Gipfels darauf geeinigt, bis 2035 mindestens 3,5 Prozent ihres jeweiligen Bruttoinlandsprodukts (BIP) für Verteidigung und 1,5 Prozent für verteidigungsrelevante Infrastruktur auszugeben. Das entspricht zusammen den von Trump geforderten fünf Prozent des BIP für die Verteidigung.
In der Nato hatte es rund um Trumps Wiederwahl im November Befürchtungen gegeben, der Republikaner könnte dem transatlantischen Militärbündnis den Rücken kehren. Trump hatte den europäischen Verbündeten und Kanada im Wahlkampf mit einem Aus des Beistandspakts gedroht, wenn sie nicht genug in die eigene Verteidigung investierten.
Rutte sagte am Dienstag, das Bekenntnis der USA gehe mit der Erwartung einher, "dass wir uns endlich mit diesem riesigen Stein im Schuh befassen, diesem riesigen Ärgernis", dass die Europäer und Kanadier nicht genug für die Verteidigung ausgäben. Gleichzeitig betonte er, der eigentlich Grund für die Verteidigungsausgaben sei die Bedrohung aus Russland.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sagte angesichts der neuen "historischen" Ausgabenziele, das "Europa der Verteidigung ist endlich erwacht".
Rutte und von der Leyen trafen am Dienstag in Den Haag auch zu Gesprächen mit Selenskyj zusammen. Der ukrainische Präsident bekräftigte den Wunsch seines Landes, der Nato beizutreten. Es sei "sehr wichtig, dass diese Richtung nicht geändert wird", sagte Selenskyj in Bezug auf den vor einem Jahr beim Nato-Gipfel in Washington festgelegten "unumkehrbaren Weg" der Ukraine in die Nato.
Die Trump-Regierung steht einem Beitritt der Ukraine zur Nato äußerst kritisch gegenüber. Ein klares Bekenntnis zu einem Nato-Beitritt der Ukraine wird es daher in der Gipfelerklärung von Den Haag nicht geben. Zu den eigentlichen Arbeitssitzungen des Gipfels am Mittwoch ist Selenskyj nicht eingeladen. Washington und Kiew stellten jedoch für Mittwoch ein Treffen der beiden Präsidenten in Aussicht.
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) warb unterdessen in seiner Regierungserklärung im Bundestag für die massive Erhöhung der Verteidigungsausgaben. Die Nato wolle damit erreichen, "dass es niemand wagen kann, uns anzugreifen". Merz wollte im Anschluss an die Regierungserklärung nach Den Haag reisen. Dort war nach Angaben aus Paris ein Treffen im sogenannten E3-Format zwischen Merz, dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron und dem britischen Premierminister Keir Starmer geplant.
Die Nato hofft, Trump beim Gipfel mit dem Beschluss zu der massiven Erhöhung der Verteidigungsausgaben zu einem klaren Bekenntnis zum Bündnisversprechen für die gegenseitige Verteidigung zu bewegen.
Vor seinem Abflug aus Washington zeigte der US-Präsident sich optmistisch in Bezug auf den Gipfel. "Ich glaube, es wird ein Erfolg werden", sagte er. Wenig später, an Bord der Präsidentenmaschine Air Force One, antwortete er allerdings auf eine Frage zur Beistandsverpflichtung nach Artikel Fünf des Nordatlantikvertrags: "Es gibt zahlreiche Definitionen von Artikel Fünf." Er habe sich "verpflichtet, ihr Freund zu sein", sagte er mit Blick auf die Staats- und Regierungschefs der Nato-Länder. "Ich bin entschlossen, ihnen zu helfen."
X.Busch--FFMTZ