Frankfurter Tageszeitung - Drei Tote bei Sturzflut in New Mexico - Noch mehr als 160 Vermisste in Texas

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Drei Tote bei Sturzflut in New Mexico - Noch mehr als 160 Vermisste in Texas
Drei Tote bei Sturzflut in New Mexico - Noch mehr als 160 Vermisste in Texas / Foto: RONALDO SCHEMIDT - AFP

Drei Tote bei Sturzflut in New Mexico - Noch mehr als 160 Vermisste in Texas

Nach der Flutkatastrophe im US-Bundesstaat Texas mit mehr als hundert Toten sind bei einer weiteren Sturzflut im benachbarten New Mexico mindestens drei Menschen Leben gekommen. In der Ortschaft Ruidoso wurden nach Behördenangaben am Dienstag ein Mann und zwei Kinder von den Wassermassen mitgerissen. In Texas suchen die Rettungskräfte unterdessen nach einer immer größeren Zahl von Vermissten: Allein im am schlimmsten betroffenen Landkreis Kerr verzeichneten die Behörden zuletzt 161 Vermisstenfälle.

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Die Zahl der Vermissten basiere auf Meldungen durch Freunde, Verwandte und Nachbarn, sagte der texanische Gouverneur Greg Abbott. "Sehr wahrscheinlich" werde die Zahl noch weiter steigen.

In Texas war in der Nacht zum Freitag nach heftigen Regenfällen der Wasserstand des Flusses Guadalupe meterhoch angestiegen. In der beliebten Ferienregion hatten am Nationalfeiertags-Wochenende viele Menschen am Flussufer gecampt. Überschwemmt wurde auch ein christliches Sommerlager, in dem sich zum Zeitpunkt der Flut rund 750 Mädchen aufhielten. Viele wurden im Schlaf vom Hochwasser überrascht.

Unter den 94 bestätigten Todesopfern in Kerr sind mindestens 27 Teilnehmerinnen und Betreuer aus dem Camp Mystic. Fünf Mädchen und ein Betreuer wurden am Dienstagabend noch vermisst, wie Abbott sagte.

Die Suchteams sind weiter mit Hubschraubern, Drohnen und Spürhunden im Flutgebiet unterwegs, kommen in Wasser, Schlamm und Trümmern aber nur langsam voran. Die großen Trümmerhaufen seien "sehr hinderlich" und es sei "sehr gefährlich, tief in diese Haufen vorzudringen", sagte Ben Baker von der texanischen Jagdaufsicht. "Es ist sehr tückisch und zeitaufwendig."

Auch viele Freiwillige sind an der Suche beteiligt. Die 48-jährige Angélica Torres sucht in Hunt in der Nähe des Sommerlagers seit Samstag nach ihrer 68-jährigen Mutter. "Ich wünschte, sie wäre noch am Leben, aber wir haben alle Hoffnung verloren", sagte Torres. Ihr Sohn Javier hatte die Leiche seines Großvaters und zwei tote Kinder eigenhändig aus dem Schlamm gezogen.

Der Nationale Wetterdienst (NSW) gab am Dienstag eine neue Flutwarnung heraus, diesmal für den Bundesstaat New Mexico westlich von Texas. Betroffen war das Dorf Ruidoso etwa 300 Kilometer südlich von Albuquerque. Bei der "historischen Sturzflut" hätten "drei Menschen auf tragische Weise ihr Leben verloren", gab die Gemeinde bekannt. Die Opfer, ein Mann und zwei Kinder, wurden demnach von der Flut mitgerissen. Nach Angaben der Behörden gab es zudem dutzende Rettungseinsätze.

Nach vorläufigen Angaben des Wetterdienstes war der Wasserstand im Rio Ruidoso nach heftigen Regenfällen um mehr als sechs Meter angestiegen - und erreichte damit wohl einen Rekordpegel. Wie auf Handyvideos zu sehen ist, wurde ein ganzes Haus von den Wassermassen weggespült.

Präsident Donald Trump will am Freitag zusammen mit seiner Frau Melania das Katastrophengebiet in Texas besuchen. Die US-Regierung habe "von überall her" Hubschrauber nach Texas geschickt, sagte Trump am Dienstag. Die Piloten seien "echte Profis" und hätten schon "viele Menschen" gerettet.

Die Kritik an Trumps Kürzungen beim Wetterdienst und der US-Klimaschutzbehörde NOAA reißt unterdessen nicht ab. Der Experte Shel Winkley von der Forschungsgruppe Climate Central führt das Ausmaß der Katastrophe unter anderem auf die lange Trockenheit vor dem Starkregen zurück. "Dieser Teil von Texas, insbesondere das Flutgebiet im Landkreis Kerr, war von einer schweren und außergewöhnlichen Dürre betroffen", sagte Winkley. Auch die Temperaturen seien schon seit Mai überdurchschnittlich hoch. Die Folge: Die ausgetrockneten Böden konnten die enormen Wassermassen nicht aufnehmen.

Der Sprecher der Forschungsgruppe, Tom Di Liberto, sagte, der Personalmangel beim Nationalen Wetterdienst habe definitiv zu der Katastrophe beigetragen. Das Fachwissen von Meteorologen sei nicht zu ersetzen, sagte Di Liberto. Wissenschaftlern zufolge führt der Klimawandel dazu, dass extreme Wetterereignisse wie Hitzewellen und Überschwemmungen häufiger und heftiger werden.

C.Herrmann--FFMTZ